Unter Amalgam versteht man ganz allgemein alle Legierungen, von denen eine Komponente Quecksilber ist. Das chemische Zeichen für Quecksilber ist Hg.
Amalgam als Füllungsmaterial für Zähne ist eine Mischung aus Silber, Kupfer, Zinn, Zink und etwa 50% Gewichtsanteil Quecksilber. Früher verwendete man Kupferamalgam (35% Kupfer, 65% Quecksilber), das zum Anmischen erhitzt werden musste. Heute verwendet man nur noch Silberamalgam (Non-Gamma-2-Phasen-Silberamalgame) als Füllung für Zähne. Amalgam ist ein langfristig haltbares, kostengünstiges und leicht zu verarbeitendes Füllungsmaterial. Es wird seit fast 200 Jahren weltweit für Zahnfüllungen verwendet. Sie erkennen Ihre Amalgam-Füllungen („Plomben“) im Mund an der silbergrauen Farbe.
In Deutschland werden von den gesetzlichen Krankenkassen im „kaudrucktragenden Seitenzahngebiet“ nur Amalgamfüllungen erstattet. Die Alternative zur Amalgam-Füllung ist eine Kunststoff-Füllung. Die Kosten für hochwertige Kunststoff-Füllungen (=Komposit-Füllungen) sind allein wegen des größeren Zeitaufwands zum Legen der Füllung und wegen den um ein Vielfaches höheren Materialpreisen teurer als die Kosten für eine Amalgam-Füllung. Nur in Ausnahmefällen wie bei Niereninsuffizienz, Schwangerschaft und bei Kindern unter 6 Jahren sowie bei nachgewiesener Amalgam-Allergie erstatten die gesetzlichen Krankenkassen die Kosten für Kunststoff-Füllungen. Zum Nachweis einer Amalgam-Allergie wird ausschließlich der Epikutantest anerkannt.
Vielen Patienten stört oft schon allein die Ästhetik. Im Vergleich zu einer zahnfarbenen Kunststoff-Füllung hat die Amalgam-Füllung eine silber-graue Farbe. Beim Lachen oder Sprechen kann somit diese Füllung häufig den kompletten Zahn dunkel erscheinen lassen.
Amalgam geht mit dem Zahn keine chemische Verbindung ein, das heißt Amalgam hält nur durch Retention am Zahn. Am Zahn müssen Unterschnitte vorhanden sein, damit die Füllung im Zahn hält. Häufig müssen erst diese Unterschnitte in den Zahn gebohrt werden und so Zahnhartsubstanz geopfert werden. Im Gegensatz dazu wird Kunststoff als Füllungsmaterial auf den Zahn mittels einem Haftvermittler/Adhäsiv (= Bonding) geklebt. Es sind keine Unterschnitte notwendig, so dass Zahnsubstanz geschont werden kann.
Durch eine chemische Reaktion im Amalgam dehnen sich Amalgam-Füllungen mit der Zeit aus, die Füllung „wächst im Zahn“. Man spricht von einer merkuroskopischen Expansion. Diese Ausdehnung lässt sich gut an den Füllungsrändern beobachten. Häufig sind an älteren Füllungen kleine Abplatzungen des Amalgams zu sehen, so dass der Füllungsrand nicht mehr nahtlos in den Zahn übergeht. An diesen kleinen Unebenheiten können sich bevorzugt Bakterien ansammeln und Karies bilden. Die Ausdehnung des Amalgams beim Aushärten kann auch zu Rissen in dünneren Schmelzwänden und zu deren Abplatzung führen.
Wenn die Zahnoberfläche unter einer Amalgamfüllung nicht mit einer neutralen Zementunterfüllung abgedeckt wurde, diffundieren Quecksilber und andere Metallbestandteile in das Innere des Zahnes. Deshalb erscheinen mit Amalgam gefüllte Zähne nach einiger Zeit oft dunkel-bläulich.
Quecksilber ist ein besonders gefährliches Gift. Quecksilber schädigt die Gesundheit schon in viel kleinerer Menge als andere Schwermetallgifte. Bei Zimmertemperatur enthält die mit Quecksilber gesättigte Luft ca. 15mg Quecksilber pro Kubikmeter. Kleine Bruchteile dieses Sättigungsbetrages rufen bereits Gesundheitsstörungen hervor. Quecksilberdampf ist weder unmittelbar wahrzunehmen noch mit einfachen Mitteln nachzuweisen.
Das Quecksilber ist ein ausgesprochenes Atemgift. Die Aufnahme von Quecksilberdampf durch die Atemorgane wirkt unvergleichlich schädlicher als die Aufnahme derselben Menge durch den Magen. Quecksilber wird im Magen-Darm-Trakt nur gering resorbiert.
Die Verwendung von Quecksilber in Zahnfüllungen war schon immer umstritten. Schon 1926 warnte der Chemiker Stock (ein ehemaliger Direktor des Kaiser-Wilhelm-Institut für Chemie) gestützt auf eine Reihe von Beobachtungen und Versuchen „… es wird sich herausstellen, daß die leichtsinnige Einführung der Amalgame als Zahnfüllungsmaterial eine arge Versündigung an der Menschheit war“. In Schweden ist die Verwendung von Amalgam als Füllung seit 2009 verboten. Die aktuelle Stellungnahme der Weltgesundheitsorganisation (WHO) besagt, dass Amalgam ein sicheres und zuverlässiges Füllungsmaterial ist. Gelegentliche biologische Reaktionen seien individuell zu behandeln.
Da das Quecksilber im Amalgam der Gefahrenstoff-Verordnung unterliegt und als sehr giftig und umweltgefährlich eingestuft wird, muss in der Zahnarztpraxis auf besondere Schutzmaßnahmen geachtet werden. Abwasser aus Speibecken und Absauganlagen von Behandlungsplätzen, an denen beim Füllen oder Ausbohren von Amalgamfüllungen Amalgamreste anfallen, muss streng kontrolliert über einen Amalgamabscheider gereinigt und der angefallene Schlamm als Sondermüll entsorgt werden.
Ebenso müssen quecksilberhaltige Energiesparlampen oder alte quecksilberhaltige Fieberthermometer als Sondermüll entsorgt werden. Im Jahr 2009 ist sogar der Vertrieb von quecksilberhaltigen Fieberthermometern verboten werden (mit Ausnahme für wissenschaftliche Verwendung).
Es ist schon etwas verwirrend, wenn man überlegt, dass Quecksilber eigentlich Sondermüll ist und dieser Sondermüll als Zahnfüllung Verwendung findet.
Quecksilber aus Füllungen gelangt durch Abrieb von Füllungen, elektrochemischer Korrosion (Herauslösen von Quecksilber-Ionen aus Füllungen) oder Verdampfung in den Körper. Der gefährlichste Anteil ist Quecksilberdampf, der vor allem beim Legen oder Ausbohren von Füllungen entsteht und beim Einatmen über die Schleimhäute und Lunge fast vollständig aufgenommen wird und nicht mehr ausgeschieden werden kann. Dies betrifft natürlich auch in besonderem Maße den behandelnden Zahnarzt und seine Mitarbeiter.
Quecksilber kann auch durch quecksilberhaltige Desinfektionsmittel (z.B. Mercurochrom) und Konservierungsmittel (z.B. Thiomersal) in Impfstoffen in den Körper gelangen. Quecksilber (und auch andere Schadstoffe) werden während der Schwangerschaft von der Mutter auf das Kind übertragen. Deshalb ist bei Kleinkindern häufig eine Belastung durch Quecksilber nachweisbar.
Gespeichert wird Quecksilber extrazellulär in der Gewebsflüssigkeit, Blut und Lymphe und intrazellulär vor allem in den Nervenzellen, die dann in ihrer Funktion blockiert werden. Bei Patienten mit Amalgam-Füllungen ist die gespeicherte Quecksilbermenge abhängig von der Anzahl der Füllungen, der Liegedauer, der Oberflächenstruktur und der Art der Nahrungsaufnahme.
Die Symptome einer Quecksilberbelastung können individuell sehr unterschiedlich sein. Deshalb ist eine eindeutige Zuordnung oft schwierig. Viele Patienten können nicht den Zusammenhang ihrer Quecksilberbelastung mit ihren persönlichen Krankheitssymptomen erkennen, da der Entstehungsort nicht mit dem Ort der Symptome identisch ist.
Diese Beschwerden / Probleme werden häufig mit einer Quecksilber-Belastung beschrieben:
Da das Spektrum möglicher Beschwerden so groß ist, wird auch deshalb ein möglicher Zusammenhang mit einer Schwermetall-Belastung meist nicht erkannt.
Bei Erkrankungen des Nervensystems wie Alzheimer, Parkinson und multipler Sklerose ist immer eine Quecksilberbelastung nachweisbar.
Chronische Vergiftungen schleichen sich ein und werden deshalb oft nicht bemerkt. Auch reagiert das Abwehrsystem sehr unterschiedlich in seiner Toleranz. Allgemein gültige Grenzwerte festzulegen ist deshalb kaum möglich.
Chronische Vergiftungserscheinungen von Zahnärzten und Helferinnen wurden früher als „Berufsnervösität“ gedeutet.
Quecksilber kann im Blut oder im Urin nachgewiesen werden. Der normale Quecksilber-Gehalt des Blutes liegt bei etwa 0,3 – 0,7γ pro 100g (1γ = 1 Millionstel Gramm). Höhere Werte als 1γ pro 100g im Blut oder mehr als 10γ im Harn deuten auf eine Vergiftung hin.
Zum Nachweis von Quecksilber wird heute der Mobilisationstest mit einem Schwermetallkomplexbildner angewendet durch Messung der ausgeschiedenen Quecksilbermengen im Urin (DMPS-Test nach Daunderer). Verfälscht werden die Messwerte durch erhöhte Ausscheidung von Kupfer und Spurenelementen. Empfohlen werden auch Speichelteste nach Kaugummikauen und Haaranalysen. Auf Röntgenaufnahmen sollen Amalgamdepots im Knochen erkennbar sein.
Eine Allergie gegen Amalgam muss mit einem Epikutantest nachgewiesen werden. Nur dieser Test wird von den gesetzlichen Krankenkassen anerkannt, damit eine hochwertige Komposit-Füllung (Kunststoff-Füllung) im Seitenzahngebiet erstattet wird. Besser geeignet zum Nachweis einer Amalgam-Allergie wäre der allerdings teurere Lymphozyten-Transformationstest (LTT), der die immunologische Beziehung der untersuchten Materialien feststellt.
Leider haben alle diese Testverfahren eine hohe Fehlerquote und sagen wenig aus über die persönliche toxische Belastung durch Quecksilber und die Toleranzschwelle, ab wann eine Belastung auftritt. Die Erfahrung zeigt, dass viele chronische Erkrankungen bereits bei Belastungen weit unterhalb toxischer Grenzwerte auftreten können.
Um eine eindeutige Antwort auf die Frage nach einer Verträglichkeit oder Belastung durch eine Substanz, wie z.B. Quecksilber zu erhalten, eignen sich besser bioreflektorische Testmethoden aus der Komplementär- bzw. Alternativmedizin. Dabei wird keine Menge gemessen, sondern nur die Tatsache und die relative Stärke der Belastung. Diese Methoden geben eine eindeutige und jederzeit reproduzierbare ja-nein-Antwort. Diese Methoden sind zum Beispiel der Armlängentest, der kinesiologische Muskeltest, die Testung mit Tensor und die Elektroakupunktur nach Voll (EAV). Alle diese energetischen Testmethoden sind wissenschaftlich nicht anerkannt und werden deshalb auch nicht erstattet.
Wir wenden in unserer Praxis überwiegend den Tensortest an. Dies ist der schnellste Test, ohne Berührung des Patienten.
Es werden mehrere Verfahren zur Ausleitung empfohlen:
Ausleitung mit DMPS oder Dimaval, Schüsslersalze, Bärlauch, Koriander, Algenpräparaten (z.B. Chlorella). Auch Zink und Selen binden Quecksilber, bilden aber Großmoleküle, die zwar ungiftig sind, aber wegen ihrer Größe nicht mehr ausgeschieden werden können – somit bleiben sie dauerhaft im Körper. Wegen der Großmoleküle verwenden wir diese Methode nicht.
Mit unserer auf Homöopathie aufgebauten Quecksilber-Ausleitung haben wir nur beste Erfahrungen gemacht. Diese Ausleitung ist sehr schonend und ohne Begleitsymptome. Die Beseitigung der Belastung umfasst mehrere Arbeitsschritte: Als erstes wird nach gründlicher zahnärztlicher Untersuchung und Befundaufnahme die Anzahl und Größe der vorhandenen Amalgam-Füllungen notiert und ein Behandlungsplan erstellt. Es muss auch nach eventuell vorhandenen Verfärbungen oder Einlagerungen in der Schleimhaut (Amalgam-Tätowierung) untersucht werden. Nachdem das sichtbare Amalgam entfernt ist, kann auch belassenes Amalgam unter neuen Kunststofffüllungen oder unter fest eingegliederten Kronen und Brücken durch Testung festgestellt werden.
Es muss besprochen werden, welche Versorgungsart der Patient in Zukunft wünscht. Dann müssen alle dafür notwendigen Materialien auf Verträglichkeit getestet werden, damit keine erneute Unverträglichkeit entsteht.
Pro Woche werden maximal 2 Amalgamfüllungen entfernt, bei sehr großen oder sehr aufwändig zu entfernenden Füllungen evtl. nur eine Füllung. Dies gilt auch, wenn der Patient nach kritischer Selbstbeobachtung Probleme angibt. Das Ausbohren der alten Füllungen erfolgt unter einer obligatorischen Begleittherapie, um evtl. trotz Schutzmaßnahmen aufgenommenes oder eingeatmetes Quecksilber sofort wieder auszuleiten, bevor es gespeichert werden kann. Quecksilberdampf ist geruchlos und kann nicht wahrgenommen werden, er durchdringt problemlos die Gummi-/Latexmembran des Kofferdams und alle herkömmlichen Mundschutzfilter und kann mit einfachen Mitteln nicht nachgewiesen werden.
Nach Entfernung der Füllungen erfolgt der wichtigste Arbeitsschritt: die medikamentöse Ausleitung des intrazellulär gespeicherten Quecksilbers. Quecksilber wird auf natürlichem Weg nur sehr langsam abgegeben. Die Halbwertzeit beträgt etwa 18 Jahre.
Wenn alte Amalgamfüllungen ohne die geschilderten Schutzmaßnahmen und ohne medikamentöse Begleittherapie entfernt werden, besteht die sehr große Gefahr, dass vorhandene Belastungssymptome verstärkt werden. Es können auch schlummernde Probleme durch das Ausbohren aktiviert und erst jetzt erkennbar und chronisch werden. Dies bestätigen viele Patienten, bei denen Amalgamfüllungen in kürzester Zeit und ohne Ausleitungstherapie entfernt wurden. Die Ausleitung einer eventuell seit langer Zeit bestehenden Quecksilber- und Schwermetallbelastung ist bei allen chronischen Erkrankungen sehr wichtig und auch nachträglich möglich. Bei Patienten mit Alzheimer, Parkinson oder Multiple Sklerose kann ein Fortschreiten der Erkrankung mit der vollständigen Ausleitung einer vorhandenen Quecksilber-Belastung gestoppt werden.
Manche Patienten berichten von einer „Wunderheilung“ nach der Quecksilber-Ausleitung. Es können Beschwerden, die durch eine Quecksilber-Belastung ausgelöst wurden, restlos verschwinden, wie zum Beispiel chronische Kopfschmerzen, Tinnitus, Gelenkschmerzen oder depressive Antriebslosigkeit. Leider ist eine sichere Vorhersage nicht möglich.